Im Rahmen einer Pressekonferenz haben wir diese Woche das Kooperationsprojekt zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschehnisse in städtischen Heimen, Pflege- und Adoptivfamilien von 1945 bis heute vorgestellt. Ein Projekt, das mir persönlich sehr wichtig ist. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) unter der Leitung von Professorin Dr. Sabine Walper übernimmt dabei die Aufgabe, Unrechtserfahrungen jeglicher Art wissenschaftlich zu untersuchen. Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung nimmt die Stadt München eine deutschlandweite Vorreiterrolle ein, um das Unrecht, das die Menschen bei der Unterbringung in Heimen oder Adoptiv- und Pflegefamilien erfahren haben, systematisch aufzuarbeiten und öffentlich anzuerkennen. Mit Anerkennungsleistungen in Höhe von 35 Millionen Euro, die wir im Stadtrat im August 2024 bewilligt haben, setzen wir als Stadt ein deutliches Zeichen. Die ersten Anträge mit einer Summe von insgesamt 930.000 Euro sind bereits ausgezahlt. Dieser Verantwortung sollten sich auch Bund und Land stellen.
Die DJI-Forschenden werden der Frage nachgehen, welche Formen an physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt die Betroffenen erlebt haben. Dazu führen sie Interviews mit Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend in Heimen oder bei Pflege- oder Adoptivfamilien lebten, und analysieren Akten aus städtischen Heimen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung betrifft auch die Organisationen, die solche Missstände erst ermöglicht haben und soll eruieren, ob es unter den Täter*innen Netzwerke gab. Besondere Aufmerksamkeit werden die Forschenden dabei auf politische, legislative und gesellschaftliche Strukturen und Entwicklungen richten.
Eure Verena Dietl