Bericht aus dem Stadtrat: Berufsabschluss auch auf Umwegen

11. Dezember 2025

Der Bericht aus dem Stadtrat von Julia Schönfeld-Knor

Diese Woche haben wir im Stadtrat ein echtes Herzensanliegen auf den Weg gebracht. Wir haben zwei Stadtratsanträge gestellt, um die berufliche Bildung zu stärken und Menschen, die bisher durch das Raster gefallen sind, eine faire Chance auf einen Berufsabschluss zu geben. Wir nennen das Ganze den „Berufsabschluss Extra“. Was genau haben wir beantragt?

Wir wollen die starren Strukturen in der Ausbildung aufbrechen. Aktuell gibt es für das Nachholen von Schulabschlüssen Angebote wie Abendschulen – für Berufsabschlüsse fehlt diese Flexibilität aber fast völlig. Wir möchten ein Modellprojekt mit IHK, Handwerkskammer, interessierten Betrieben und den städtischen Berufsschulen auf die Beine stellen. Die geplanten Kernpunkte:

  • Abend- und Blockkurse:
    Wir möchten Angebote an beruflichen Schulen, die sich an die Lebensrealität von Berufstätigen anpassen. Wer schon arbeitet, soll sich berufsbegleitend oder in Blockphasen auf die Prüfungen vorbereiten können.
  • Gezielte Prüfungsvorbereitung:
    Mit spezifischen Vorbereitungskursen können Quereinsteiger*innen und motivierte junge Erwachsene auf dem Weg zum Abschluss unterstützt werden
  • Flexibler Zugang zur Abschlussprüfung:
    Beschäftigte mit langjähriger Berufserfahrung, für die aufgrund familiärer Situation, beruflicher Verpflichtungen oder ihres Alters eine Ausbildung einfach keine Option ist, sollen trotzdem die Möglichkeit bekommen, an den Prüfungen teilzunehmen.

Das Leben spielt oft anders als geplant. Es gibt in Deutschland zwischen vier und fünf Millionen Beschäftigte ohne Berufsabschluss. Das liegt nicht an Faulheit, sondern oft an Schicksalsschlägen, finanziellen Nöten oder einfach daran, dass man als Quereinsteiger irgendwann „zu alt“ für eine klassische Azubi-Stelle war. Diese Menschen arbeiten jeden Tag hart und haben viel Erfahrung – aber ihnen fehlt das Papier, das diese Leistung bestätigt. Wir finden: Es darf keine Sackgasse geben. Egal ob mit 25 oder 45 Jahren – jeder verdient eine zweite Chance, sein Können auch formell anerkennen zu lassen. Das ist nicht nur gut für den Arbeitsmarkt, sondern vor allem eine Frage des Respekts.

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