Die Münchner SPD trauert um Dr. Kurt Mühlhäuser

Dr. Kurt Mühlhäuser

24. April 2020

Die Münchner SPD trauert um einen ihrer ganz Großen: Dr. Kurt Mühlhäuser ist nach langer, schwerer Krankheit am Samstag, 18. April 2020, im Alter von 76 Jahren verstorben.

Wir verlieren einen Sozialdemokraten, der sich im besten Sinn für seine Mitmenschen eingesetzt hat, besonders für alle, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens zuhause waren. Er verkörperte wie kein anderer visionäres Denken – immer seiner Zeit voraus -, strategisches Geschick und wirtschaftliche Kompetenz. Bei seinem Schaffen stand immer das Wohl der Allgemeinheit, der Zusammenhalt in der Gesellschaft und das Kümmern um die Benachteiligten im Vordergrund. Sein Engagement, sein Fachwissen, seine Empathie und Leidenschaft werden wir immer in Erinnerung behalten.

Kurt Mühlhäuser wurde 1943 in Plochingen am Neckar geboren. Der promovierte Jurist arbeitete von 1972 bis 1974 im bayerischen Finanzministerium und später in der Münchner Stadtkämmerei. Er ist vor über 50 Jahren, 1969, der SPD beigetreten und gründete schnell die Mieterberatung im Schwabinger SPD-Bürgerbüro, die bis heute besteht. Er gab am Wochenende Seminare zur Parteiarbeit und bildete SPD-Mieterberater aus, leitete den damaligen SPD Ortsverein Milbertshofen-Olympiadorf, gründete den Sportverein Olympiadorf und verankerte die SPD konsequent im vorpolitischen Raum. Als Mitglied der Kontrollkommission wachte er über die Finanzen der Münchner SPD.

Nach der Wahlniederlage 1978 wechselte Kurt Mühlhäuser beruflich als Fraktionsassistent in die SPD Stadtratsfraktion und entwickelte Strategien, vor allem in der Mieten- und Wohnungspolitik. Er trieb die Fraktion mit seinen klaren Analysen und Vorschlägen an. Nach 1984, die SPD hatte den OB-Sessel zurückerobert, blieb er in der Stadtratsfraktion und wurde zum Vordenker für eine zukunftsweisende Wohnungspolitik. Er entwickelte ständig neue Ideen und Initiativen, um dem damals schon drängendsten Problem in München zu begegnen. „Geht nicht!“ gehörte nie zu seinem Repertoire.

1986 übernahm er als Vorsitzender den Münchner Mieterverein, der bis dahin eher ein Schattendasein geführt hatte und unter seiner Leitung schnell zur schlagkräftigen Interessensvertretung wurde. Ihm gelang es, die Mitgliederanzahl binnen zehn Jahren auf 52.000 zu verdoppeln. Auch in seiner Freizeit hat Kurt Mühlhäuser Mieterinnen und Mieter beraten, sie lagen ihm bis zuletzt besonders am Herzen.

Von 1995 bis 2012 war er nach einer steilen Karriere Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke München. Er hatte sich bewusst für ein städtisches Unternehmen entschieden. Das Wohl der Allgemeinheit lag ihm auch in dieser Funktion immer näher als Dividenden für Aktionäre. Um sein Wirken an der Spitze des SWM richtig einzuschätzen, muss man sich die damalige Zeit vor Augen führen: Liberalisierung und Privatisierung waren Mode und Zeitgeist, viele Kommunen trennten sich von ihrem Tafelsilber und überließen wichtige Teile der kommunalen Daseinsvorsorge den ungebremsten Kräften des freien Marktes. Nicht so in München. Ohne Dr. Kurt Mühlhäuser und den damaligen OB Christian Ude gäbe es das bedeutendste kommunale Unternehmen in Deutschland, die Stadtwerke München, so nicht mehr. Er sicherte aber nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg, sondern setzte klare, visionäre Maßstäbe in der Klima- und Umweltpolitik. Ob der frühe Einstieg in die Windkraft, die Geothermie, der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, der Ausstieg aus der Wiederaufbereitung von nuklearen Brennelementen, die Sicherung der Trinkwasserversorgung oder die Modernisierung von Bussen, Tram und U-Bahn: Kurt Mühlhäuser war ein Pionier der Energiewende und der überzeugendste Beweis für die Unverzichtbarkeit kommunaler Daseinsvorsorge.

Auch im Ruhestand blieb er aktiv und engagiert, bis zu seinem viel zu frühen Tod kämpfte er für Mieterschutz, den Bau von preisgedämpften Wohnungen und eine sozial gerechte Bodenpolitik. Im Ortsverein, im Arbeitskreis Wohnen der Münchner SPD und im Mieterverein engagierte sich Kurt Mühlhäuser gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum, die Begrenzung von Mieterhöhungen, die Verschärfung der sozialgerechten Bodennutzung und die tatsächliche Abschöpfung der leistungslosen Bodengewinne durch Planungsentscheidungen. Viele seiner Ideen wurden in das aktuelle Wahlprogramm der Münchner SPD zur Kommunalwahl 2020 aufgenommen und werden in die konkrete Stadtratspolitik der nächsten Jahre einfließen.

Die Münchner SPD verneigt sich von einem herausragenden Menschen und Politiker, dessen Lebenswerk weit über seinen Tod hinaus die Stadt prägen wird. Kurt Mühlhäuser wird immer einen Platz in unserer Mitte einnehmen. Unsere tiefe Anteilnahme gehört seiner Familie, vor allem seiner Ehefrau und seinen beiden Töchtern.

Teilen