Die Münchner SPD trauert um ihr ihr wohl bedeutendstes Mitglied: Hans-Jochen Vogel ist heute im Alter von 94 Jahren in München verstorben. Mit seinem Tod endet ein beispielloses politisches Leben, das vor allem von Klugheit, Beharrlichkeit, Bescheidenheit, Anstand und Pflichtbewusstsein geprägt war. Ihm ging es nie um seine persönliche Karriere oder gar Einkommen oder Macht, sondern um die Menschen und den Zusammenhalt der Gesellschaft.
1950 trat der Einserjurist in die SPD ein und wurde 1958 Leiter des Rechtsreferats der Landeshauptstadt München. Mit gerade einmal 34 Jahren wurde er am 27. März 1960 zum Oberbürgermeister und Nachfolger von Thomas Wimmer gewählt und reorganisierte binnen kurzer Zeit das Rathaus. Ihm verdankt die Stadt grundlegende und bis heute nachwirkende städteplanerische Leistungen, völlig neue Stadtquartiere, die U-Bahn, die Fußgängerzone und den Wohnungsbau. 1966 wurde er mit 78 % im Amt bestätigt. Als Krönung seiner kommunalpolitischen Karriere gelang es Hans-Jochen Vogel, die Olympischen Spiele 1972 nach München zu holen. Er war es, der München nach dem Krieg zur Weltstadt mit Herz, zur Metropole entwickelte und doch gleichzeitig den liebenswürdigen Charakter erhalten hat.
Hans-Jochen Vogel hat in seinem späteren Wirken als Regierender Bürgermeister von Berlin, als Bundesbau- und Bundesjustizminister, als Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, und als Kanzlerkandidat immer Führungsverantwortung übernommen und die jeweilige Zeit geprägt. Seine sachliche, fundierte Analyse, seine leidenschaftliche aber auch gleichzeitig immer hochanständige Art, haben ihn zu einem der am meist geschätzten Politiker Deutschlands gemacht. Mit ihm verliert Deutschland einen seiner ganz großen Persönlichkeiten und vor allem einen leidenschaftlichen Kämpfer für die Demokratie.
Claudia Tausend, Vorsitzende der Münchner SPD: „Die Nachricht von seinem Tod hat mich tief getroffen. Bis zuletzt war Hans-Jochen Vogel der beste Anwalt für ein soziales Bodenrecht, auf ihn gehen viele Teile der aktuellen Baugesetzbuch-Reform zurück. Auf seinen Rat konnte man sich immer verlassen, fundiert aber auch diskret. Er war, so lange es irgendwie ging, persönlich präsent auf unseren Treffen oder Veranstaltungen. Seine Appelle, seine Redebeiträge haben uns immer klar gemacht, wofür Sozialdemokratie steht und wofür wir arbeiten. Wir verneigen uns vor einem beispiellosen Lebenswerk und einem beispiellosen Menschen, dessen Charakterzüge wir gerade heute so dringend weiter gebraucht hätten.“
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner erklärt: „Mit Hans-Jochen Vogel verliert München einen überzeugten Sozialdemokraten, der die Geschichte unserer Stadt entscheidend geprägt hat – als Oberbürgermeister, aber auch bis zuletzt als Ehrenbürger und politischer Denker, der eine klare Haltung immer mit fortschrittlichen Ideen zu verbinden wusste. Er wird uns fehlen und wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.“
Christian Müller, SPD-Fraktionsvorsitzender, sagt: „Hans-Jochen Vogel hat München gestaltet und in die Moderne geführt, sein Wirken wird bleiben. Besonders stolz war er selbst auf die Olympischen Spiele 1972 und das, was zuvor in der Stadt neu geschaffen wurde: Infrastruktur, Wohnraum und der Olympiapark, der weltweit zum Symbol für das neue, friedliche und weltoffene München geworden ist.“
Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie. Wir wünschen ihr viel Kraft für diese schwierige Zeit. Die Münchner SPD ist Hans-Jochen Vogel zutiefst dankbar für alles, was er für unsere Stadt und für die SPD getan hat. Er wird in unserer Mitte immer einen Platz einnehmen.