SPD München feiert 150. Geburtstag mit rauschendem Fest - und blickt nach vorn

Claudia Tausend, Vorsitzende der Münchner SPD

05. März 2019

Mit einem rauschenden Fest in der Alten Kongresshalle hat die Münchner SPD am 1. März ihren 150. Geburtstag begangen. Über 300 Gäste aus dem öffentlichen Leben der Stadt und der Partei waren gekommen, um gemeinsam zu feiern - und warfen zusammen mit den prominenten und noch nicht so prominenten Rednerinnen und Rednern den Blick nach vorne. In die Zukunft der Stadt, die die SPD wie keine andere Partei mitgestaltet hat und weiter gestalten will. Claudia Tausend, Vorsitzende der Münchner SPD äußert sich begeistert: „Wir haben viel Herzblut in die Vorbereitung dieser Feier gelegt. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen mir, dass sich diese Arbeit gelohnt hat. Wir werden dafür sorgen, dass diese Stadt solidarisch, friedlich, bunt und weltoffen bleibt!“

Wie ein roter Faden zog sich der Gestaltungsanspruch für München durch die Redebeiträge und Gesprächsrunden in den vier Themenbereichen Demokratie und Kampf gegen rechts, Arbeit, Soziales und Daseinsvorsorge, Gleichstellung sowie Wohnen. Dabei ging es zwar auch um die großen Linien des Wirkens der Partei vom Gründungsjahr 1869 bis heute. Aber viel stärker noch um die Herausforderungen von heute und die Antworten der Sozialdemokratie darauf: Diese lieferten profiliierte Münchner Spitzenpolitiker und durchaus provokante junge Nachwuchskräfte. Eine davon, Carmen Wegge, stellvertretende Juso-Vorsitzende in München moderierte durch das Programm.

Oberbürgermeister Dieter Reiter stellte den Kampf für bezahlbaren Wohnraum in den Mittelpunkt seiner Rede. Als Vorbild benannte er den Alt-OB Hans-Jochen Vogel, in dessen Amtszeit u.a. der Stadtteil Neuperlach gebaut wurde. Im Unterschied zu heute, hätte sich damals „kaum Kritik geregt, wenn Wohnbaugebiete ausgewiesen wurden.“ Reiter werde aber auch „gegen den Partner in der aktuellen Kooperation, der beim ersten Gegenwind umgefallen ist, die SEM Nordost und damit den Bau von bis zu 30.000 Wohnungen durchsetzen“. Hans-Jochen Vogels „Mut und Weitsicht“ sei ihm zudem ein Ansporn, „sich persönlich für die Reform des Bodenrechts einzusetzen.“

Ein flammendes Plädoyer für diese dringend nötige Reform hielt denn auch im Anschluss der 93-jährige Alt-OB in einer Videobotschaft. In Anbetracht ungebremst explodierender Miet- und Bodenpreise verweist er auf den Art. 161 Abs. 2 der Bayerischen Verfassung und die darin verankerte Verpflichtung dazu, leistungslose Wertsteigerungen durch städtisches Baurecht zugunsten aller Menschen in der Stadt zu verwenden. Denn „Eigentum verpflichtet.“ Zum Abschluss rief er zum entschlossenen Engagement auf: „So wie man sich erfreulicherweise für Bienen engagieren kann, sollte man sich auch für Grund und Boden engagieren.“

Mit dem Blick der Jugend auf die Gesellschaft sprachen die Krankenschwester und aktive Jungsozialistin Seija Knorr zum 8-Stunden-Tag und der Poetry-Slammer Darryl Kiermeier zur Gleichstellung. Knorr will wie die Jusos „die 30-Stunden-Woche für alle erkämpfen und die Ungerechtigkeit in der Verteilung von Arbeit und Vermögen benennen und überwinden“.
Wir werden die 30h Woche für alle erkämpfen. Darryl Kiermeier kritisierte pointiert Sexismus und forderte die volle Gleichstellung von Mann und Frau.

Überhaupt die Frauen. Dass die Münchner SPD mittlerweile eine stark von Frauen geprägte Partei ist betonte nicht zuletzt die Bürgermeisterin Christine Strobl und verwies auf die ehemalige Bürgermeisterin und Ehrenbürgerin Gertraud Burkert oder die frühere Stadtbaurätin Christiane Thalgott. Aktive Sozialdemokratinnen wie die Mietervereinsvorsitzende und Stadtschulrätin Beatrix Zurek beschäftigten sich mit der sozialdemokratischen Wohnungspolitik oder diskutierten wie die Stadträtinnen Bettina Messinger und Verena Dietl zusammen mit Gertraud Burkert über die nächsten Schritte in der Gleichstellungspolitik. Micky Wenngatz, Münchner Parteivize und Vorsitzende von „München ist bunt“ hatte sich zuvor in ihrem Beitrag auf den Kampf gegen rechts konzentriert.

Christine Strobl hatte in ihrem Beitrag zudem voller Stolz festgehalten, dass München seine Stadtwerke und Wohnungsbaugesellschaften nicht - wie viele andere Städte in den 00ler Jahren - verscherbelt habe. Sie erinnerte an den Alt-OB Christian Ude. Der hatte gesagt: „die Stadt ist ein demokratisches Gemeinwesen und kein Wirtschaftsbetrieb“ und damit begründet, warum die Stadtwerke in kommunaler Hand bleiben sollten.

Einen farbenfrohen Einstieg in den Abend hatten eingangs die Schäffler geboten, die mit ihrem traditionellen Tanz an die Zeit erinnerten als München im Mittelalter der Pest getrotzt hatte.

Vom Widerstand und Kampf gegen rechts und für eine solidarische und gerechte Gesellschaft kündeten auch die Lieder des Rahmenprogramms. So begann der Münchner Künstler Roland Hefter im stimmungsvoll mit rotem Licht beleuchteten Festsaal den Abend mit seinem Lied „Mia Ned“, in dem er sich gegen Rechtspopulisten wendet. Später sang die Opernsängerin Franziska Rabl die Kinderhymne und das Solidaritätslied von Berthold Brecht. Zum Abschluss des offiziellen Teils intonierte Fabian Kors das italienische Partisanenlied „Bella Ciao“, begleitet von Paula Gundi an der Gitarre - und der Saal sang mit.

Und bevor Ecco di Lorenzo mit seiner Band Innersoul die Gäste mit Soul-Musik zum Feiern einlud, erhielt Bürgermeisterin Christine Strobl noch eine Überraschungstorte für ihren bevorstehenden Geburtstag am 2. März. Die letzten Gäste verließen gut gelaunt den Festsaal weit nach Mitternacht. Sie waren sich einig, nicht nur eine überaus gelungene Feier erlebt zu haben, sondern auch gemeinsam einen Blick in die Zukunft von München getan zu haben.

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