Am 1. März 1869 wurde in der Nordendhalle in der Münchner Maxvorstadt ein Ableger des am 23. Mai 1863 von Ferdinand Lassalle in Leipzig gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) ins Leben gerufen. Dieses Datum gilt bis heute als das Gründungsdatum der Münchner SPD.
Initiator der Münchner Versammlung „zur Besprechung der Arbeiterfrage“ und Unterzeichner des (undatierten) Plakats war der Lackierer und Gewerkschafter Andreas Wüchner aus Augsburg, ein Mitglied des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, der in Augsburg schon 1864 begründet worden ist und unter dem Schriftsetzer und Druckereibesitzer Leonhard Tauscher als Vorsitzenden großen Zulauf hatte.
Auf diese erste Blütezeit folgten bald Rückschläge, nicht zuletzt weil im August 1869 in Eisenach von August Bebel und Wilhelm Liebknecht die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“ (SDAP) gegründet worden, zu der viele Anhänger des ADAV überliefen.
Am 23. und 24. Januar 1870 verbinden sich die bisher unabhängigen Ortsgruppen der bayerischen „Lassalleaner“ zum „Allgemeinen Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterverein“. Bereits im Juni 1870 auf einem Kongreß in Stuttgart fusioniert dieser Verein mit der SDAP, den „Eisenachern“.
Die Einigung der bayerischen Sozialdemokratie kam also fünf Jahre vor dem Gothaer Kongreß (1875) zustande, als auch die Mitglieder des ADAV und der SDAP im übrigen Reichsgebiet diesen wegweisenden Schritt vollzogen und die Spaltung der deutschen Sozialdemokratie durch den Zusammenschluss zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) zumindest organisatorisch überwanden.
Das Online-Gedenkbuch der Sozialdemokratie 1933 bis 1945 des Archivs der sozialen Demokratie in der Friedrich-Ebert-Stiftung sichert, bündelt und ergänzt Biografien verfolgter Sozialdemokrat*innen in der NS-Zeit. Es begreift sich als digitaler historischer Erinnerungsort, der das Gedenken an diejenigen Sozialdemokrat*innen wach hält, die für Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit ihr Leben gefährdeten oder verloren.